Heinrich Vogeler gründete in seinem Wohn- und Atelierhaus Barkenhoff im Jahr 1919 eine Kommune, für die er seinen gesamten Besitz zur Verfügung stellte. Erklärtes Ziel war das Zusammenleben in einer besitzlosen Gesellschaft, die sich nach Möglichkeit selbst versorgt.
Die ungewöhnliche Form des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens der Kommunarden auf dem Barkenhoff erregte weithin großes Aufsehen. Die Folge waren Verhaftungen, Razzien, Repressionen von Seiten der Behörden und Verleumdungen in der reaktionären Presse einerseits, und ein wahrer Zustrom an Interessenten, Suchenden, Arbeitslosen andererseits - in dieser Zeit sollen jährlich bis zu 15.000 Menschen zum Barkenhoff gepilgert sein. Der Barkenhoff als „Aufbauzelle einer neuen Gesellschaft“ setzte Impulse: die Kommunarden reisten durch ganz Deutschland, um in Vorträgen ihre Vorstellungen publik zu machen.
Mit der Theaterproduktion „Kommune Barkenhoff“ lässt das Ensemble der Cosmos Factory die außergewöhnliche Geschichte dieser Gemeinschaft lebendig werden. Denn die Ideen und Fragestellungen der damaligen Kommunarden haben nichts an Aktualität verloren - ganz im Gegenteil erscheinen sie heute aktueller denn je:
Wie wollen wir zusammenleben? Wie gestalten wir unsere Beziehungen zum Geld und zur Arbeit, zu den sozialen Rollen, zur Natur, zum Körper, zur Liebe, zur Kunst? Wo steht der Einzelne, und wo die Gemeinschaft. Wie schaffen wir eine gerechte und lebenswerte Welt - für alle?
Weser-Kurier, 03.08.2019Auch wenn Oliver Peukers theatrale Beschwörung dieser „Aufbauzelle einer neuen Gesellschaft" nicht am Barkenhoff angesiedelt ist, sondern in der prächtigen Bötjerschen Scheune, atmet seine flotte Inszenierung viel vom genius loci. Das hat mit der Vielfalt der Darstellungsmittel zu tun: Zwischen Heuballen und historischem Gebälk erproben sich Judith Mann, Sonja Hurani, Citlali Huezo Sanchez, Anok Falkenstein und Thomas Lindhout, flankiert von zwei langen Zuschauerdoppelreihen, in esoterischen Ausdruckstänzen und ausdrucksstarken Standbildern, in Soli und Chören, in Singen und Summen. Den interdisziplinären Anspruch dieser Produktion, deren Trümpfe eine treibende Dynamik und das hohe Engagement der Darstellerriege sind, unterstreicht das musikalische Unterfutter: Tom Horn unterlegt den kurzweiligen 100 Minuten einen abwechslungsreichen Klangteppich, Jon Geiger steuert gelungene Gitarren-Intermezzi bei.
...Ein wilder Tanz beendet das Stück. Pure Freude rauscht auf im Publikum. Standing ovations.Nordsee-Zeitung, 03.08.2019
Kreiszeitung, 01.08.2019...Während das fünfköpfige Ensemble mit wenigen Requisiten zwischen großen Heuballen spielt, zeitgemäße Kostüme gibt es keine, und Heinrich Vogeler wird von Judith Mann gespielt – was auch bedeutet: Hier soll es eben nicht um eine Nachinszenierung der Dorfgeschichte, sondern um Fragen wie die, ob das was Vogeler und die seinen einst umtrieb, auch für uns Heutige von Bedeutung ist.